Nachts in Soho by Dirk Schiller

Nachts in Soho by Dirk Schiller

Autor:Dirk Schiller
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2016-11-15T00:00:00+00:00


KAPITEL

11

McMillans Büro befand sich direkt am Soho Square am nordöstlichen Ende des kleinen Stadtteils. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass eine vornehme Wirtschaftskanzlei eher in Mayfair oder der City of London zu finden war, aber ich beschwerte mich auch nicht, weil wir so bequem zu Fuß vom Wohnheim zu unserem Ziel gelangten und nicht erst eine geschlagene Stunde in der Bahn verbringen mussten, was einem in London aufgrund der unglaublichen Größe der Stadt durchaus einmal passieren konnte.

Die drei Jungs hatten mich abgeholt, und Rani hatte mir sogar eine Taschenlampe von der Größe einer ausgewachsenen Fleshlight besorgt, weshalb ich vorsichtshalber überprüfte, ob sie auch wirklich Licht machte, wenn man auf den Knopf drückte, und nicht einfach nur zu vibrieren anfing. Auf dem Weg unterhielten wir uns über allen möglichen Unsinn, um uns die Zeit zu vertreiben, und der blonde Joe wurde nicht müde, für jede einzelne der vielen Bars und Kneipen, an denen wir vorbeikamen, aufzuzählen, was man da drin auf jeden Fall einmal probiert haben muss. Doch ich glaube, uns war allen bewusst, dass wir uns nur von unserer eigenen Aufregung ablenken wollten, die mehr und mehr in uns emporkroch, je näher wir dem Soho Square kamen.

'Es ist genau auf der gegenüberliegenden Seite', sagte Rani, als wir den quadratischen Platz betraten, also überquerten wir die Rasenfläche, um die herum sich auf allen vier Seiten Häuser gruppierten, und liefen dabei an der Statue Charles des Zweiten vorbei, wie der blonde Joe uns immer hektischer vor sich hinplappernd erläuterte, bis der rote Joe ihm einen sanften Tritt vors Schienbein versetzte, durch den er endlich verstummte. Am Rande des Rasens blieben wir stehen und versteckten uns so gut es hing hinter einem großen Baum.

'Es ist im dritten Stock', sagte Rani und zeigte auf eine Reihe dunkler Fenster in einem schmucklosen Backsteingebäude, in dem sich den polierten Messingschildern neben der Eingangstür nach zu urteilen mehrere Kanzleien und sogar ein paar Plattenfirmen befanden.

'Dann kann ich nur hoffen, dass der Schlüssel für die Haustür und für das Büro funktioniert', sagte ich und spielte nervös mit dem kleinen Ledermäppchen in meiner Hand. Damit ich beide Hände frei hatte, schob ich die Taschenlampe erst einmal zur Hälfte vorne in meinen Hosenbund und zog meine Jacke über das herausschauende Stück.

'Sieht aus, als ob Niklas voll den Riesenständer hätte!', kicherte der blonde Joe, worauf ihn die anderen beiden streng ansahen. Ehrlich gesagt war ich insgeheim froh, dass zur Abwechslung mal nicht ich derjenige war, der vor lauter Aufregung total bescheuertes Zeug quatschte und damit alle in den Wahnsinn trieb. Ich sah mich um und überlegte, wie ein echter Geheimagent jetzt die Lage checken würde: Die Rasenfläche war nicht extra beleuchtet, wir standen also gerade im Schutz der relativen Dunkelheit. Die Straße und der Bürgersteig zwischen uns und dem Hauseingang waren schon heller angestrahlt, aber weil es mal wieder regnete und sämtliche Gebäude am Soho Square nur aus Büros und einer Kirche zu bestehen schienen, war zumindest niemand auf der Straße zu sehen.

'Okay', sagte ich und atmete tief durch. 'Dann geh ich jetzt mal rein.



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